Andacht
Trotzdem-Unser!
In einem Text des Kollegen Ralf Jenett heißt es im ersten Teil:
Das hätten sie gern, dass wir die Freude verlieren, das Beten verlernen und bitter werden. Das hätten diese Mächte zu gern, dass wir nur noch an Schlechtes denken, sogar im Schlaf, unseres Lebens nicht mehr froh werden.
Und vielleicht ist es Ihnen im vergangenen Jahr in Ihren Gedanken auch ähnlich gegangen angesichts dessen, was im Kleinen und Großen alles passiert ist. Alles wird teurer, das Geld knapper, Kriege rücken gefühlt immer näher, der Zustand der Umwelt lässt uns danach fragen, wie es in Zukunft auf der Erde aussehen wird. Und manche Mitmenschen werden immer grimmiger und unfreundlicher. Wer hätte nach der Corona-Krise gedacht, dass es noch schlimmer kommen könnte? Die Kriege zwischen der Ukraine und Russland, zwischen Israel und Palästina beschäftigen uns und zeigen, wie zerbrechlich unser vermeintlicher Friede ist oder sein könnte. Wir ängstigen uns, denn irgendwie werden wir hinein gezogen durch Gaspreis- und andere Preiserhöhungen, durch das Knapper-werden mancher Dinge, die es sonst selbstverständlich zu kaufen gab, durch Demonstrationen in unserem eigenen Land, durch Waffenlieferungen und wirtschaftliche Verflechtungen. Mach eine, manch einer hat das Gefühl: Bald könnte es auch unser eigenes Leben betreffen. Und alle, die schon Kriege miterlebt haben oder von schrecklichen Kriegserlebnissen gehört haben, werden an traumatische Situationen und schlimme Zeiten erinnert.
Und so könnten wir ja tatsächlich die Freude verlieren, das Beten verlernen, bitter werden, nur noch Schlechtes denken und nicht mehr froh werden. Wir könnten Gott fragen: „Warum lässt du das zu?“ oder „Wo bist du? Warum greifst du nicht einfach ein?“. Oder wir könnten gar unseren Glauben verlieren und annehmen, dass Gott die Welt verlassen habe und die Welt gottlos geworden ist oder weil die Welt gottlos geworden ist. All diese Fragen und Zweifel sind sicher berechtigt und menschlich. Und ich halte es für richtig und wichtig, gerade in diesen Zeiten immer wieder nach Gott zu fragen. Denn wenn wir dann in uns hineinhorchen, dann können wir manchmal ganz leise in uns seine Antwort spüren. Ein leises „Ich bin doch schon da.“ Gott ist da. In allen Krisen, Zweifeln, Schrecken gilt: Gott ist da. Trotzdem. Gott lässt uns nicht allein. Gerade von Weihnachten her können wir seine Gegenwart in seinem Sohn erkennen. Gott hat uns seinen Sohn in die Welt geschickt, damit er Mensch unter Menschen und uns zum Bruder wird – trotz Volkszählung, Geburt im Stall, Bedrohung durch Herodes, Unglauben, Verfolgung, Verrat und Kreuzestod. Gott ist da. Trotzdem. Trotz Zweifel und Gottlosigkeit, trotz Hass, Gewalt und Krieg. Gott ist da. Trotzdem. In Jesus, in seinem Wort und Gebot, in seiner Schöpfung, in unserem Nächsten ist Gott uns ganz nah, ist Gott da. Und darum schließt der Text des Kollegen auch mit einem klaren Contra:
Das hätten sie gern,
dass wir die Freude verlieren,
das Beten verlernen und bitter werden. Das hätten diese Mächte zu gern, dass wir nur noch an Schlechtes denken, sogar im Schlaf,
unseres Lebens nicht mehr froh werden.
Ich aber will ihnen diesen Gefallen nicht tun, sondern singen, fröhlich, nachts im Kerker wie Paulus und Silas, von Jesu Liebe,
vom Sonnenschein, auch wenn ich ihn nicht spüre,
vom Sinn im Unsinn,
im Dunkel vom Licht.
Lassen Sie uns also fröhlich singend durch dieses neue Jahr gehen – trotz aller Krisen in der Welt und in unserem Leben. Trotzdem. Denn Gott geht mit und Gott ist da. Gott trägt uns und gibt unserem Leben immer einen Sinn. Und Jesus vergewissert uns nach wie vor:
„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Vertrauen wir diesem Licht, dass alle Dunkelheiten erhellt. Vertrauen wir darauf: Gott ist da. Trotzdem – und in Ewigkeit.
Gehen Sie mit diesem Glauben und Vertrauen 2024 gut behütet und gestärkt durch jeden Tag in diesem neue Jahr.
Und wenn Sie einmal die Krise oder der Zweifel packt und Sie nach Gott fragen, dann sagen Sie sich bitte laut: Gott ist da. TROTZDEM! Amen.